Warum entspricht diese Geschichte der Novellenform? Lässt sich der typische Novellenaufbau erkennen? Welche anderen Merkmale einer Novelle kommen vor?
Diese Geschichte ist eine kürzere Prosaerzählung, die von einer Begebenheit handelt, die entweder tatsächlich passiert ist oder so hätte passieren können. Es gibt nur einen einzigen, spannenden Erzählstrang. Die Novelle konzentriert sich auf ein einzelnes Ereignis. Der Erzähler ist allwissend. Das Erzählverhalten ist auktorial.
Einleitung:
Beschreibung:
des Baues der Semmeringbahn
des Kennen- und Liebenlernens von Georg und Tertschka
des Aufsehers
unerhörte Begebenheit:
Entdeckung der Liebe zwischen Georg und Tertschka durch den Aufseher und
nachfolgende Auseinandersetzung zwischen Georg und dem Aufseher, in deren Verlauf Georg den Aufseher in Notwehr tötet
Spannung und Krise:
Festnahme Georgs
Das Bangen Tertschkas, Georgs Unschuld beweisen zu können
Wendepunkt:
Tertschkas Vorsprache beim Oberst, die zur Freilassung Georgs führt
Schluss:
· Beschreibung der Lebenssituation von Georg und Tertschka (15 Jahre später)
Wie verhält sich der Ich-Erzähler?
Gibt er seine Gedanken und Gefühle wieder oder berichtet er objektiv?
Die Erzählweise ist schlicht, einfach und realistisch. Es ist ein objektiver Bericht des Autors.
Man hat den Eindruck, dass auch den Autor das persönliche Schicksal von Georg und Tertschka interessiert.
Wie können Georg, Tertschka und der Aufseher charakterisiert werden?
Georg ist ein "ausgemergelter" Soldat, der krankheitshalber beurlaubt und zum Bau der Semmeringbahn abkommandiert wurde. Er ist ein Einzelgänger. Er ist ehrlich, anständig, ruhig und sparsam. Er verliebt sich in Tertschka und sie wollen heiraten. Als die beiden diesen Entschluss dem Aufseher mitteilen, gerät dieser so in Rage, dass Georg ihn in Notwehr tötet.
Tertschka kommt aus Böhmen und ist die Stieftochter des Aufsehers. Ihre verstorbene Mutter war mit ihm verheiratet. Tertschka wird vom Aufseher total unterdrückt und gedemütigt, da sie ihn schon des Öfteren abgewiesen hat. Sie hat nicht die Kraft und den Mut, sich von ihm zu "befreien". Sie ist fleißig und religiös. Sie verliebt sich in Georg und hält auch zu ihm, als er ins Gefängnis kommt. Durch ihre Vorsprachen beim Auditor und beim Oberst gelingt es ihr, das "liegen gebliebene" Verfahren gegen Georg zu beschleunigen, welches mit einem Freispruch Georgs endet.
Georg und Tertschka verkörpern das Gute in dieser Novelle.
Der Aufseher ist ein "Leuteschinder", der die ihm unterstellten Arbeiter unterdrückt, ausnützt und tyrannisiert. Er ist boshaft, grob, egoistisch, habgierig und immer auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Da er von seiner Stieftochter immer abgewiesen wurde, unterschlägt er ihr den Arbeitslohn bzw. das Erbteil ihrer Mutter.
Der Aufseher verkörpert das Böse in dieser Novelle.
Was erfährt man über das Gerichtswesen?
Das Sprichwort "Die Mühlen der Gerechtigkeit mahlen langsam." kommt in dieser Novelle sehr gut zum Ausdruck, denn der Auditor, der die Voruntersuchungen führen sollte, vertreibt sich seine Zeit lieber mit schönen Damen und Privatvergnügen als mit Arbeit. Auch die Vorsprache Tertschkas ändert nichts daran. Nach einer Vorsprache Tertschkas beim Oberst wird von diesem Druck auf den Auditor ausgeübt und der Fall "Georg Huber" nach ca. vier Monaten bearbeitet. Im Oberst vollzieht sich ein innerer Wandel, als er die wahre Liebe zwischen Tertschka und Georg erkennt.
Was sind nach Ihrer Meinung die Themen der Novelle?
wahre Liebe überwindet alle Hindernisse
Aufbegehren gegen die Unterdrückung
das Gute siegt über das Böse
das kleine Glück
Ehrlichkeit währt am längsten
Was könnte die Absicht sein?
Möglicherweise will der Autor auf das damalige Leid und das Elend sowie auf die schlechten Arbeitsbedingungen der unteren sozialen Schicht aufmerksam machen. Weiters könnte diese Erzählung ein Appell an den Leser sein, seinem Herzen und seinem Gefühl zu folgen. Vielleicht sollte diese Novelle aber auch ein Ausdruck dafür sein, dass humanes und menschenfreundliches Verhalten der Politik gefordert wird.
Was deutet im Schlussteil der Novelle auf eine biedermeierliche Idylle hin?
Die ausführliche und eindrucksvolle Beschreibung der Natur, der Landschaft und der Umgebung, in der das einsame Bahnwärterhäuschen steht, sowie das glückliche Familienleben von Georg und Tertschka lassen auf eine biedermeierliche Idylle schließen.
Hat die Geschichte für uns heute noch eine Bedeutung?
Ja, sie hat auch heute noch eine Bedeutung, denn sie zeigt auf, dass man gemeinsam Grenzen überwinden kann. Es gibt immer wieder einen Weg "heraus", so hart man vom Schicksal auch getroffen wird.