ZitatAlles anzeigenIm Laufe des Nachmittags tauchten zuerst Fotos des blutüberströmten Gaddafi auf, später auch Videosequenzen, offenbar mit einem Handy aufgenommen. Darauf ist offenbar der Leichnam des Mannes zu sehen, den die Rebellen seit Wochen gejagt haben. Um ihn herum steht eine Menschenmenge, Geschrei ist zu hören.
Zu den Umständen des Gefechts gibt es bisher nur wenige Details. Offenbar wurde der Despot in Sirt gefasst. Unbestätigten Angaben zufolge wollten Gaddafi und seine Begleiter die Stadt gerade verlassen. Laut Übergangsrat hatten Nato-Truppen den Konvoi des Gesuchten angegriffen. Anderen Angaben zufolge stöberten Aufständische Gaddafi in einem Haus auf.
Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert einen Kämpfer der Rebellen, der berichtet, Gaddafi habe sich in einem "Loch" versteckt und gerufen "Nicht schießen, nicht schießen". Angeblich trug er eine khakifarbene Uniform und hatte einen Turban auf dem Kopf. Er habe einen goldenen Revolver bei sich getragen, berichtet AFP unter Berufung auf einen Kämpfer.
Al-Arabija zeigte Bilder von dem Ort, an dem die Kämpfer Gaddafi angeblich gefunden hatten. Zu sehen sind zwei große Betonröhren, darüber hat jemand auf eine Betonwand gesprüht: "Dies ist der Platz der verfluchten Ratte Gaddafi - Gott ist groß". Vor den Betonröhren liegen zwei Leichen am Boden.
Bei dem Gefecht ist laut einem Vertreter der Übergangsregierung der frühere Verteidigungsminister des Machthabers, Abu Baker Junis Dschabir, getötet worden. Der Sender al-Arabija meldete, in Sirt seien Gaddafis Sohn Mutassim und Abdullah al-Sanussi, ein enger Vertrauter des ehemaligen Machthabers, festgenommen worden.
EU begrüßt "Ende der Ära von Gewaltherrschaft"
Doch noch gibt es keine unabhängige Bestätigung für die Meldungen. Der Westen reagierte deshalb zunächst zurückhaltend. Das Weiße Haus in Washington bestätigte die Medienberichte über eine Festnahme oder gar den Tod des gestürzten libyschen Machthabers zunächst nicht. Eine Sprecherin erklärte, man beobachte die Lage. Auch bei der Nato in Brüssel hieß es, man überprüfe entsprechende Berichte. Sicher sei, dass Nato-Flugzeuge am Donnerstagmorgen Militärfahrzeuge der Gaddafi-Truppen angegriffen hätten.
Deutlicher wurden die Spitzenvertreter der Europäischen Union: Sie sprachen vom "Ende der Ära von Gewaltherrschaft und Unterdrückung, unter der das libysche Volk zu lange gelitten hat". In einer Erklärung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso heißt es: "Heute kann Libyen eine neue Seite in seiner Geschichte aufschlagen und eine neue demokratische Zukunft beginnen."
[quelle]http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,793023,00.html[/quelle]